Der Kampf mit… Photoshop – 32-Bit-Modus

Was ist der 32-Bit-Modus von Adobe® Photoshop® und wie kann man verhindern, dass es zu ungewollten Farbverschiebungen kommt? Dieser Artikel gibt eine kurze Übersicht über mögliche Probleme mit dem Farbmanagement von Photoshop bei HDR-Bildbearbeitung.

Wer die Bilder vom letzten Beitrag aufmerksam betrachtet kann zahlreiche Fehler finden. Die Kamera saß bei allen Aufnahmen falsch auf dem Panoramakopf, sodass es nicht möglich ist die Bilder an beliebigen Positionen sauber ineinander übergehen zu lassen. Je näher ein Objekt bei der Kamera ist umso schlimmer sind die Fehler. Das kann sogar zu komplett unbrauchbaren Panoramen führen.

Stitching desaster
Stitching issues when the camera is not positioned correctly

Wenn man nun aber aus den verschiedenen Bildern die passenden Ausschnitte wählt, kann man auch solche Katastrophen manchmal noch retten.

Es ist allerdings wahrscheinlich, dass einige Fehler weiterhin sichtbar sind. Manchmal sind es nur Kleinigkeiten die kaum auffallen, manchmal ist es aber ein sehr störender Versatz von Kanten.

Diese Fehler habe ich bisher immer in Adobe® Photoshop® korrigiert. Diesmal sind mir aber einige entgangen. Daher wollte ich die fertigen OpenEXR-Dateien erneut editieren und bin dabei über ein fieses Problem gestolpert. Mit Photoshop im 32-Bit Farbmodus zu arbeiten war schon immer ein Kampf, doch irgendwie hat es halbwegs funktioniert. Diesmal jedoch nicht und es hat viele Stunden gedauert bis ich Ursache und Lösung gefunden habe.

Üblicherweise arbeitet man im 8- oder 16-Bit-Modus. Das bedeutet, dass man pro Farbe 256 (2^8) bzw. 65536 (2^16) Abstufungen zu Verfügung hat. Doch es wird immer ein festes Raster verwendet das durch den Farbraum definiert ist.

Im 32-Bit-Modus wird anstelle eines festen Rasters eine Gleitkommazahl verwendet. Diese muss nicht zwingend 32 Bit haben. 16 Bit wären ebenfalls vollkommen ausreichend. Der wichtige Punkt ist, dass es nun keine definierten Grenzen mehr gibt. Jede Farbe kann beliebig hell oder dunkel werden. Farbabrisse oder lückenhafte Histogramme gehören somit der Vergangenheit an. Es gibt aber natürlich auch zwei schwerwiegende Nachteile:

Erstens: Es gibt keine Monitore die einen unbegrenzten Helligkeitsbereich darstellen können. Zwar sind alle Details prinzipiell im Bild enthalten, doch sie können nicht gleichzeitig dargestellt werden. Dafür hat Photoshop den 32-Bit-Belichtungsregler in der linken unteren Ecke.

32-Bit-Exposure slider in Adobe Photoshop
Accessing the 32-bit exposure slider in Adobe Photoshop

Damit kann man je nach Bedarf die verschiedenen Bereiche zuverlässig bearbeiten.

Der zweite Nachteil wiegt allerdings viel schwerer. Die meisten Bearbeitungswerkzeuge und Filter kann man im 32-Bit-Modus nicht verwenden. Dies hat sich seit der Einführung praktisch nicht geändert.

Error message for most tools in 32 bit mode
Typical error message for many tools when working with 32 bit for each color

Dies ist zwar sehr ärgerlich, doch was mich fast bis zur Verzweiflung getrieben hat ist das Farbmanagement. Dies macht im 32-Bit-Modus keinen Sinn. Dennoch fragt Photoshop beim Öffnen mit einem wenig aussagekräftigen Dialogfeld welcher Farbraum verwendet werden soll. Fatalerweise ist die Standardeinstellung, dass die Farben konvertiert werden.

Choosing the color profile
Choosing the color profile when opening a 32 bit file using OpenEXR format

Hier muss man zwingend die letzte Option wählen um das Farbmanagement zu deaktivieren. Sonst kommt es beim ersten Speichern als OpenEXR zu einer Farbverschiebung.

Comparison of original and first Photoshop export
Comparison of original import and the first Photoshop export to OpenEXR using default color management

Wenn diese Datei erneut mit Farbmanagement geladen und danach gespeichert wird, wird der gesamte Dynamikumfang zerstört.

Comparison of original, first and second Photoshop export
Comparison of original import, the first and the second Photoshop export to OpenEXR using default color management

Um eine solche Katastrophe zu verhindern ist es zwingend erforderlich 32-Bit-Bilder ohne Farbmanagement zu öffnen. Das Verhalten kann unter Bearbeiten > Farbeinstellungen eingestellt werden. Zur Sicherheit sollte der Haken „Beim Öffnen wählen“ unter „Profilabweichung“ gesetzt sein. Dennoch muss man dann beim Öffnen höllisch aufpassen tatsächlich ohne Farbmanagement zu arbeiten.

Adobe Photoshop color profile settings
Adobe Photoshop color profile settings

Da dies nur einer von vielen Fallstricken ist, schwenke ich zur 32-Bit-Bearbeitung gerade auf Affinity Photo von Serif um. Die ersten Erfahrungen damit sind vielversprechend. Es funktionieren fast alle Werkzeuge, man muss sich keine Gedanken um fehlerhaftes Farbmanagement machen und man kann sogar Filter einsetzen. Mehr dazu in einem zukünftigen Artikel.